Beim Stellen einer Diagnose spielen meist verschiedene Untersuchungen eine Rolle. Eine davon kann eine Laboruntersuchung sein.
Dabei ist es wichtig, daran zu denken, dass ein Laborbefund wie ein Mosaiksteinchen zum Gesamt-Bild der Befunde beiträgt. Er ergänzt,- ersetzt aber weitere Untersuchungen nicht!
Die Interpretation eines Laborergebnisses ist häufig nicht so einfach, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheinen möchte.
Das „Einpassen des Mosaiksteinchens Laborbefund“ in die Gesamt-Diagnostik und das Abschätzen der Konsequenz auf die Behandlung eines Tieres nimmt einen wichtigen Teil meiner Tätigkeit ein.
Auf der Basis jahrelanger intensive Arbeit im Fachbereich der Labormedizin unterstütze ich Sie bei der Interpretation und berate Sie zu den möglichen Konsequenzen.
Ein guter Tierarzt wird sich also nicht alleine auf einen veränderten Wert verlassen, sondern versuchen diesen mit Ergebnissen seiner Untersuchung am Patienten und eventuell weiteren Befunden aus Röntgen, Ultraschall oder sonstigen weiterführenden Untersuchungen in Einklang zu bekommen. So können Fehlinterpretationen vermieden werden.
Bedeutung von Normabweichungen
Nicht jede Abweichung von der Norm bedeutet sofort, dass eine Erkrankung vorliegt.
Ist ein Laborbefund erstellt worden, müssen mehrere Faktoren bei der Interpretation berücksichtigt werden:
– Über Laborwerte wird in der Regel eine Moment-Aufnahme über den momentanen „Ist“-Zustand zum Zeitpunkt der Entnahme der Probe wiedergegeben.
Je nach Parameter können Aussagen über die letzten Minuten jedoch auch bis hin zu den letzten Wochen oder sogar Monaten vor der Probenahme gemacht werden.
Es muss also abgeschätzt werden, ob die Abweichung im Zusammenhang mit einer klinischen Symptomatik und deren zeitlichen Verlauf steht
Fehlinterpretationen
Die Gefahr der Fehlinterpretation eines Laborbefundes besteht dann, wenn eine unklare Symptomatik beim Patienten vorliegt, nur geringfügige Abweichungen im Laborbefund vorhanden sind oder Fehlerquellen bei der Probenentnahme oder Probenbearbeitung auftreten, zum Beispiel, wenn sich die Probenahme als besonders schwierig erweist, oder ein verzögerter Probentransport vorliegt etc.
Unter Umständen kann in solchen Fällen eine erneute Probenahme Klarheit schaffen.
Konsequenz veränderter Werte
Bereits vor der Entnahme einer Probe sollte gemeinsam mit dem Tierbesitzer das Ziel der Laboruntersuchung besprochen werden. Handelt es sich um die Kontrolle eines klinisch gesunden Tieres, geht es darum über einen Zustand Gewissheit zu gewinnen, oder soll über die Untersuchung ein Behandlungserfolg kontrolliert werden?
Die Unterschiedlichen Voraussetzungen entscheiden bei der Interpretation mit darüber, ob zum Beispiel bei leichten Abweichungen überhaupt eine Behandlung erforderlich ist, ob das Resultat einen direkten Einfluss auf die Behandlungsmethode hat oder ob etwa weitere Untersuchungen notwendig sind.
Was bedeutet die Kombination verschiedener veränderter Werte?
Wenn mehrere Werte im Befund verändert sind, ist es besonders wichtig dies in einen Bezug zu den vorhandenen Symptomen und den Ergebnissen weiterer Untersuchungen zu setzen.
Wichtig ist zu klären, ob sich die verschiedenen Veränderungen gegenseitig bedingen können, oder ob jede für sich einzeln betrachtet eine andere Ursache haben kann.
Was, wenn der Laborbefund nicht zur Symptomatik passt?
Wenn der Laborbefund nicht zur Symptomatik passt, ist das für den Tierarzt und den Tierbesitzer gleichermaßen unbefriedigend. Hier gilt es zunächst alle möglichen Fehlerquellen auszuschließen.
Sollte weiter Unklarheit bestehen, macht es in Regel Sinn die Untersuchung zu wiederholen.
Da es sich bei Laboruntersuchungen immer um eine sehr kurze „Momentaufnahme“ handelt, kann eventuell über wiederholte Untersuchungen mehr Gewissheit gewonnen werden.
Falsch wäre es, bei einem „paradoxen“ Befund eine Therapie auf Basis des Laborergebnisses eine Therapie einzuleiten.